Angesichts aktueller gesellschaftlicher Spannungen und des erneuten Aufflammens antisemitischer Tendenzen polarisiert die Frage nach der Notwendigkeit und Art von Erinnerungskultur stärker denn je. Die Auseinandersetzung mit historischer Schuld und ihrer Wirkung auf nachfolgende Generationen gewinnt daher neue Dringlichkeit. Eine Analyse dessen bietet das Buch Das transgenerationelle Erbe von Schuld und Scham von Peter Pogany-Wnendt, Elke Horn, Beata Hammerich, Erda Siebert und Johannes Pfäfflin. Es geht der Frage nach, wie kollektive Traumata – insbesondere im Kontext des Holocaust – durch Gefühle wie Schuld, Scham oder Verdrängung über Generationen hinweg weitergegeben werden und wie diese Prozesse heilend unterbrochen werden können. Wie Rezensentin Anne-Katharina Neddens hervorhebt, gelingt es dem Autorenteam, anhand sehr persönlicher Erfahrungen aus intergenerationellen Gruppengesprächen zu zeigen, wie tief emotionale Vermächtnisse in Familien und Gesellschaften wirken. Der Text fordere, ohne zu überfordern, und schaffe Raum für Empathie, Dialog und Anerkennung als Voraussetzung und Grundlage für das Verzeihen und die Versöhnung. Sie lobt die Verbindung aus theoretischer Reflexion, methodischer Selbstkritik und authentischen Stimmen. Es werde deutlich, dass die Heilung historischer Wunden nicht durch Vergessen, sondern durch das bewusste Zulassen von Emotionen, Zeugenschaft und gegenseitiger Berührung geschieht. Gerade im gesellschaftspolitischen Kontext kann das Buch wichtige Impulse für einen neuen Umgang mit Erinnerung, Verantwortung und Hoffnung hinsichtlich zukünftiger Erinnerungskultur geben. Lesen Sie mehr in der bei theologie.geschichte erschienenen Rezension von Anne-Katharina Neddens: https://theologie-geschichte.de/ojs2/index.php/tg/article/view/1368/1732
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